„Was ist los bei Euch in Dresden?“
Solche und ähnliche Fragen bekomme ich zunehmend von Freunden aus allen Teilen der Welt… auch aus Deutschland.
Tja was ist los in dieser schönen Stadt? Man kann es nicht mit einem Satz erklären… leider auch nicht mit zwei oder drei. Und ist diese Stadt wirklich so schön? Oder zeigt sie nicht gerade eine hässliche bis dato unbekannte Fratze?
Ich beginne für mich mal mit ein paar Feststellungen.
– Oft habe ich gesagt „Ich hoffe in Dresden alt werden zu dürfen!“ Jetzt weiß ich gar nicht, ob ich hier überhaupt noch leben möchte.
– Ich suche nach dem großen Sinn, der eigentlich hinter allem steckt. Und ich kann ihn grad überhaupt nicht sehen.
– Ich bin nicht mehr stolz darauf Dresdner zu sein.
Während ich früher gern unter eine e-mail geschrieben habe „Sonnige Grüße aus dem schönen Dresden“, änderte sich das zum Ende des letzten Jahres in „Frostige Grüße aus dem Elbtal“ und steht derzeit bei „Viele Grüße.“. Und eigentlich habe ich gar keine Lust mehr, überhaupt noch e-mails zu verschicken.
Mein bisher schier unendlicher Optimismus und meine Lust und Freude am Leben fühlen sich kläglich angesichts der Wut und Aggression die sich in der Gesellschaft und auch hier in den sozialen Medien breit machen. Da wird unerträglich beschimpft, gedroht und unterhalb der Gürtellinie argumentiert. Da wird Angst geschürt. Da beziehen gute Freunde und Bekannte Positionen, die ich in gemeinsamen Gesprächen so noch nie wahrgenommen habe. Es sind Freunde und Bekannte derart, die mich sehr über ihre und meine Positionen nachdenken lassen. Und ich frage mich: Kann das Leben überhaupt noch normal weitergehen? Gibt es überhaupt noch die Möglichkeit einen gemeinsamen Konsenz zu finden. Und diesen Konsenz beziehe ich nicht nur auf meine Freunde und auf Dresden… nein es sind die vielen fast nicht mehr überblickbaren Brennpunkte in der Welt. Ich verstehe die Welt nicht mehr. Weder meine kleine Dresdner Welt, noch die Große da draußen. Ist jetzt die Menschheit am Punkt der Selbstzerstörung angekommen?
Ich bleibe mal in Dresden, da kannte ich mich wenigstens bisher recht gut aus… Kann ich je wieder am Elbufer stehen und mich ohne Gedanken der Scham an der unvergleichlich schönen Silhouette meiner Heimatstadt erfreuen? Können wir hier unseren Alltag normal weiterleben? Hat mein Laden, der gelebte Harmonie pur ist und in dem man Geschenke zum Erfreuen der Mitmenschen kaufen kann, überhaupt noch eine Daseinsberechtigung? Soll ich hier auf meinem Blog weiter das Feng Shui des Tages mit seinen Höhen und Tiefen des Alltags erklären? Es kommt mir alles so banal angesichts dieser Eskalation im Außen vor.
Und doch ist da ein kleiner Funke Trotz. Ein Funke, der sich nicht von der breit machenden Angst ersticken lässt. Eine Angst die lähmt. Eine Angst, die sich über das Leben stellt.
Nein! Von dieser Angst lasse ich mich nicht klein machen! Wenn wir nicht unseren „normalen Alltag“ weiterführen, haben wir nicht die Kraft, uns über die Angst zu erheben. Die uns gewohnten Tätigkeiten, die vertrauten Abläufe geben uns Sicherheit. Die Liebe und das Vertrauen, welche uns zu den Menschen gemacht haben, die wir sind, stellen uns auf die Probe. Das Leben stellt uns auf die Probe! Ich will diese Probe für mich bestehen! Ich gebe meine geliebte Heimatstadt nicht einfach so auf. Ich möchte dazu beitragen, dass wir in Achtung und Liebe miteinander leben. Ich bin ein Licht im Lichtermeer, welches meine Stadt erhellt und wärmt.
Deshalb werde ich meinen normalen Alltag normal weiterleben. Deshalb gebe ich meine Offenheit und Herzenswärme meinen Mitmenschen, egal welcher Herkunft und Gesinnung – wenn sie es wünschen. Deshalb vertraue ich… denn das Vertrauen war mir bisher ein guter Reisegefährte durch die Wirren dieses Leben.
Warum ich dieses Gedanken-Wirrwarr öffentlich nieder schreibe? Vielleicht weil ich versuche mir selber die Frage „Was ist bei Euch los in Dresden“ und „Wie soll es weitergehen?“ zu erklären. Vielleicht, weil ich glaube, dass es anderen auch so geht wie mir. Vielleicht, damit mir jemand erklären kann, was hier bei uns los ist. Und vielleicht auch, weil ich mir damit selber Mut zusprechen möchte.