Eines der vier magischen Sonnenfeste… Tage, an denen die Erde kurz den Atmen anhält… der Tag der Tag-und-Nacht-Gleiche im Herbst
Alles in unserem Sonnensystem hält sich nun die Waage… Tag und Nacht, Licht und Dunkel sind nun völlig ausgewogen. Ein beinahe einzigartiger Gleichgewichtszustand hüllt dich in diese Tagesenergie ein und fordert auf, dich um deinen eigenen Gleichgewichtszustand zu kümmern. In diesem Jahr fällt diese auf die Abendstunden des heutigen 22. September 2021.
Es ist wie die Frühjahrs-Tag-und-Nacht-Gleiche ein Schwellenfest… Tag und Nacht sind gleich lang… wir können in beide Richtungen schauen, in den Sommer zurück oder auf die Zeit vor uns. Und auch jetzt zum Herbstanfang, dem großen Sonnenuntergang des Jahres, kann man die Schwelle, die Nahtstelle zur Anderswelt spüren.
Im Frühjahr ist dieser Schwellenübertritt geprägt von starker überschäumender Vorfreude auf Fülle, Wärme, Unbeschwertheit und Leichtigkeit. Im Herbst verabschiedet sich der Sommer endgültig… und man spürt eher eine ruhige, gereifte und stille Freude und auch eine gewisse Schwere und ein Zögern… wir gehen mehr nach Innen, ins Reich der Erdmutter, wie die Samenkörner, wie Mabon, nachdem dieses Fest auch benannt ist.
Gibt es einen besseren Zeitpunkt, als noch einmal der Natur zu danken? Es ist die Zeit des Erntedank, ein Dankfest, um unserer Freude Ausdruck zu verleihen und Gott, der Natur, der Erdgöttin für die üppige Früchtepracht des Jahres zu danken.
Während der Tag-und-Nacht-Gleiche stehen unsere Gedanken und Gefühle in Übereinstimmung mit dem, was in der Natur geschieht. So können wir zur Erntedankzeit besonders leicht Dankbarkeit empfinden und die geistige Ernte unserer bisherigen Erfahrungen einfahren.

Vielleicht möchtest du Räuchern und einen Blick auf deine persönliche Gratwanderung werfen und Antworten finden:
Hast du einen fruchtbaren Samen gelegt und diesen auch genügend genährt? Wofür hast du dich eingesetzt? Wovon gibt es zuviel und wovon zu wenig in deinem Leben? Was erntest du nun? Alles, was noch etwas dürftig ist, muss überprüft werden, ob es genügend Gehalt hat, den Winter zu überleben. Ob Beruf, Partnerschaft, Freundschaften, spirituelle Entwicklung… wofür bist du dankbar?
Und wir können vorausschauen… über die Schwelle hinweg. Wo ist dein Ziel? Was siehst du am Horizont? Was möchtest du hinter dir lassen, um den Schritt über die Schwelle gehen zu können?
Lass in der Räuchermeditation einen Herbststurm durch dich hindurchfegen! Ein Sturm, dem du deine welken Blätter der alten Muster, die grauen Blätter der Angst und die gekräuselten Blätter der Wut und des Zorns mitgibst. Lass sie los… wie die Bäume, die im Frühjahr frische und neue Blätter hervorbringen werden… und einen Jahresring der Erfahrung mehr haben.
Zum Räuchern eignen sich, passend zum Thema dieser Zeit -den Ausgleich und das Gleichgewicht zu betonen- eine Mischung, die zu gleichen Teilen aus Weihrauch und Myrrhe enthält. Damit sind Himmel und Erde, Verstand und Gefühl, männlich und weiblich, oben und unten harmonisch vertreten. Waldspaziergang-Fundstücke wie Zapfen, Vogelbeeren, Brombeerblätter und auch Salbei und Rosmarin sind wunderbare Ergänzungen.

Ein schönes Ritual ist auch, zu einem Apfelbaum oder einem anderen reichlich fruchttragenden Baum zu gehen und zu ernten. Mit jeder Frucht, die du in deinen Korb legst, sagst du zu etwas Schönem DANKE. So haben all deine Dankeschöns eine Gestalt und du erkennst deine eigene Fülle.

Gestalte dir diesen Tag bewusst, bunt, fröhlich und traurig gleichzeitig. Erlebe die Fülle der Natur und damit auch deine eigene Fülle. Spüre das Gleichgewicht in der Natur, aber auch dein eigenes Gleichgewicht. Verabschiede dich dankend vom Sommer und der lichten Seite des Jahres – vielleicht mit einem Entedankfeuer – und begrüße liebevoll den Herbst.

Die Dunkelheit ist die andere Seite des Lichtes und der neue Samen für das kommende Jahr kann nur in der Tiefe und im Schutz der Mutter Erde reifen. Ruhe, Stille und Rückzug kommen auf uns zu und die einzigartige Möglichkeit der Regeneration, der tiefen Transformation und das Erspüren des eigenen göttlichen Lichtes in der nahenden Dunkelheit.

Es wird nun Zeit, sich von der Hektik zu verabschieden und sich auf die Reise in die innere Welt zu begeben. Halte einen Moment inne und lausche in dich hinein… dann beginnt der Herbst.

© Text & Foto: Annett Hering